Die staatliche Lebensmittelkontrolle ist immer öfter überfordert. Deshalb nimmt die Verantwortung der Lebensmittelindustrie zu. Aber wie gut funktioniert die Eigenkontrolle? Seit dem Ende der 1990er-Jahre hat sich in der Lebensmittelindustrie eine risikobasierte Eigenkontrolle durchgesetzt: Das sogenannte HACCP soll Risiken intern erkennen lassen, bevor gefährliche Lebensmittel in Umlauf kommen können. Die Lebensmittelkontrolleure der Städte und Landkreise können in großen Abständen nur noch stichprobenartig diese Eigenkontrolle überprüfen. Doch die Zahl der sogenannten Plankontrollen, so vom Gesetzgeber vorgegeben, wird immer mehr zurückgefahren. Die Ämter haben zu wenig Personal, um jährlich alle Betriebe zu besuchen. Mehr als 400 Behörden sind in Deutschland für die staatliche Lebensmittelkontrolle zuständig. Eine Studie der Verbraucherschutzorganisation foodwatch hat ergeben, dass die Ämter durchschnittlich nur die Hälfte der vorgegebenen Kontrollen durchführen. Die Eigenkontrolle ersetzt also immer mehr die amtlichen Besuche. 'Es darf nicht sein, dass die Firmen selbst festlegen, was sie wie kontrollieren. Auch die Laborergebnisse, über die die Firmen verfügen, dürfen nicht unter Verschluss bleiben', mahnt foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. Franz-Josef Voll war selbst über 30 Jahre lang in zwei deutschen Städten Lebensmittelkontrolleur. Heute ist er Kritiker des Systems und Buchautor. Er meint: 'Die Lebensmittelkontrolle in Deutschland ist im letzten Jahrhundert stehengeblieben, als wir noch viele kleine Schlachthöfe und Metzger im Ort hatten. Heute haben wir viele Weltkonzerne mit internationalen Warenströmen. Die Kontrolle, so wie sie jetzt ist, ist überfordert.' 'planet e.' geht der Frage nach, wie effektiv die Lebensmittelkontrolle in Deutschland ist. Und: Wer kontrolliert eigentlich die Kontrolleure?